Archiv der Kategorie » Grünzeug «

Samstag, 02. Juli 2011 | Autor:

Von Lukas Emele.

Zukunftskongress

Zukunftskongress

Nachdem ich mich lange nicht entscheiden konnte, welchen Workshop ich in der zweiten Session der grünen Zukunftskonferenz besuchen solle, habe ich mich schlussendlich für den Workshop Nachhaltiger Konsum für alle entschieden.

Input Harald Welzer

Den ersten Input hielt der Sozialpsychologe Prof. Dr. Harald Welzer, der unter anderem durch das Buch Klimakriege bekannt geworden ist. Er ist der Meinung, dass die Dimension des Transformationsprozesses wird noch gar nicht richtig verstanden worden ist und dass der Wandel zur Nachhaltigkeit mehr hin eine gesamtgesellschaftliche Transformation ist. Dies sei ähnlich der ersten industriellen Revolution, bei der nicht nur die Energieversorgung fundamental verändert wurden, sondern zu einer großen gesellschaftlichen Transformation mit Veränderung der Arbeits- und Familienverhältnisse führte. Darüber hinaus stellte er in den Raum, was den eigentlich wirklicher Wohlstand ist? Auf jeden Fall nicht der Wohlstandsbegriff, der die letzten 50 Jahre geprägt hat. Das aktuelle Wohlstandsmodell sei nicht sakrosankt, es müsse geändert werden. Sinn wird in unserer Gesellschaft vor allem aus Konsum geschöpft.
Das Problem dabei ist: Unser derzeitiges Wohlstandsmodell ist Kern der Demokratie in der Nachkriegsbundesrepublik. Als Beispiel führte er die Nespresso-Kultur an: Nespresso das Paradebeispiel für unser Wohlstands- und Wachstumsmodell, das nach der Minimierung eines nutzbaren eigentlichen Produkts und der Maximierung des Drumherums strebt. Außerdem ging er auf das Vorurteil ein, dass sozial schwache Gruppen, wie beispielsweise Hartz-IV-EmpfängerInnen sowieso nicht nachhaltig leben könnten, wie z.B. Bioprodukte kaufen. Im Gegenteil: gerade diese Gruppen seien besonders nachhaltig, da sie weniger Geld zum Konsum haben und somit z.B. in kleineren Wohnungen leben und weniger Flugreisen machen. Der Blick auf die Hartz-IV-Empfänger sei auch deshalb falsch, da das Bewusstsein für Nachhaltigkeit in allen gesellschaftlichen Gruppen fehle. So ist der Kauf eines SUV ist strategischer Konsum hin zu einem Bestand des derzeitigen Systems.

Input Nicole Maisch

Den zweiten Input hielt die grüne Bundestagsabgeordnete Nicole Maisch. Ihrer Meinung nach ist eine sozial-ökologische Transformation ist nicht nur ein kulturelles Problem, sondern auch ein kulturelles Projekt. Es gehe um nichts weniger, als um eine Lebensstildebatte: Wie wollen wir leben? Auf einem Weg zu einem nachhaltigem Lebensstil setzt sie dabei stark auf strategischen Konsum, denn damit könne nicht nur eine Veränderung der Geldströme und Arbeitsbedingungen erfolgen, gleichzeitig sei es auch ein Mittel der Politisierung und Mobilisierung der KäuferInnen in der Art einer Graswurzelstrategie. Aber auch die Politik hat einige Möglichkeiten, z.B. andere Regeln oder Preisbeeinflussungen (Agrarsubventionen). Eine Möglichkeit wäre beispielsweise, Bio als Standard setzen, und eine Pflicht einführen, nach der alle Produkte als „unökologisch“, „tierschutzfeindlich“ usw., die nicht den Standards entsprechen. Für das Verhalten von KäuferInnen seine Preise ist nicht immer entscheidend, oft sind kulturelle Hürden viel entscheidender

Input Uwe Gerber

Einen Kurzinput brachte Uwe Gerber von der BAG ChristInnen ein, in dem er die seiner Meinung derzeit vorherrschenden drei ethisch-moralische Modelle verbreitet:

  • Ein liberalistisch-individualistisches Modell, die eine reine Interessenmoral ist und die auf dem Mythos des autonomen, sich frei entscheidenden Menschensubjektes basiert.
  • Zum anderen ein Nützlichkeitsmodell (Utilitarismus): Dieses geht vom größtmöglichen Glück einer möglichst großen Anteil der Bevölkerung aus.
  • Zum dritten ein altruistisches Modell, dessen Grundlage nicht das Individium ist, sondern die zwischenmenschlichen Beziehungen sind. Das heißt Grundlage ist, für den anderen einzustehen.

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Samstag, 02. Juli 2011 | Autor:

Von Lukas Emele.

Zukunftskongress

Zukunftskongress

Bei der Zukunftskonferenz spricht gerade Marina Silva, die grüne Präsidentschaftskandidatin von Brasilien. Sie spricht auf Portugisisch. Da ich kein Portugisisch kann, habe ich mir so einen Babelfisch so ein Übersetzungsgerät geholt. Nun habe ich aber folgendes Problem: Entweder ich drehe die Lautstärke des Übersetzungsdings so weit auf, dass die Übersetzung das Portugisische übertönt, dann fallen mir allerdings die Ohren ab. Oder ich stelle eine erträgliche Lautstärke ein, dann höre zwei Sprachen gleichzeitig (portugisisch und die deutsche Übersetzung) in etwa gleicher Lautstärke. Da fällt es mir dann leider sehr sehr schwer zu folgen, was Marina Silva vorne erzählt. So oder so also blöd :( Bin wohl nicht die einzige Person hier, der das so geht.

Samstag, 02. Juli 2011 | Autor:

Von Lukas Emele.

Zukunftskongress

Zukunftskongress

Für die zweite Session auf dem Zukunftskongress auf der Zukunftskonferenz müsste ich mich eigentlich aufteilen. Denn es gibt gleich mehrere Workshops, zu denen ich gerne hin möchte:

Zum einen der Workshop Nachhaltiger Konsum für alle, unter anderem mit dem Kulturwissenschaftler Prof. Dr. Harald Welzer. Diesen habe ich bereits einmal bei einem sehr interessanten Vortrag an der Uni Kassel gehört. ((Titel damals: Zu wenig Zeit für Pessimismus. Die Politik der Zivilgesellschaft))

Auch der Workshop Globale Ressourcengerechtigkeit klingt sehr interessant. Unter anderem soll dabei auch der Aspekt des Ressourcenbedarfs erneuerbarer Energien und anderer als umweltfreundlich geltenden Technologien angesprochen werden.

Aber eigentlich klingen die Titel aller Workshops so gut, dass ich jetzt bei keinem Workshop jetzt sagen würde: „Bäh! Ne! Dieser Workshop klingt uninteressant, da will ich auf keinen Fall hin.“ Vielleicht sollte ich auswürfeln, welchen Workshop ich besuchen werde?

Samstag, 02. Juli 2011 | Autor:

Von Lukas Emele.

Zukunftskongress

Zukunftskongress

In der ersten Session habe ich den Workshop Automobilindustrie im Umbau besucht. Als Redner waren geladen Matthias Wissmann, der Präsident und damit Chef-Lobbyist des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) und Winfried Kretschmann, der grüne Ministerpräsident von Baden-Württemberg. Moderiert wurde der Workshop von Anja Hajduk, ehemaliger grüne Senatorin in Hamburg. Winfried Kretschmann hatte ja bereits in den ersten Tagen im Amt des Ministerpräsidenten mit der Phrase „weniger Autos statt mehr Autos“ für einigen Presserummel gesorgt.

Zunächst gab es erst einmal Eingangsstatements von Wissmann und Kretschmann.

Input Matthias Wissmann

Zunächst lieferte Wissmann eine kleine Anekdote, wie er als ehemaliger stellvertretender Landesvorsitzender der CDU Baden-Württemberg Kretschmann 1991 bei den schwarz-grünen Sondierungsgesprächen kennenlernte.

Eingangsthese von Wissmann ist, dass Mobilität eine Grundfreiheit für alle ist. Daher ergebe sich für ihn, dass eine Einschränkung der Mobilität ist keine Lösung zur Lösung der mit der Mobilität verbundenen Probleme sei. Darauf ging er dann aber nicht mehr viel weiter ein, sondern ging zu einer Lobarie auf die deutsche Automobilindustrie über: So und so viele Arbeitsplätze werden in Deutschland gesichert werden etc. Die Automobilindustrie setze auf ein Fächerkonzept: unterschiedliche Technologien würden entwickelt, da nicht absehbar, welche Technologien zukünftig die niedrigsten Emissionen aufweisen wird, gleichzeitig aber auch bezahlbar bleibt. Gleichzeitig ging er ganz kurz darauf ein, dass wir in Deutschland auch neue Konzepte bräuchten, wie beispielsweise Car Sharing. Aber nur, um anschließend auf das Thema Premium-Autos einzugehen, und zu beschreiben, wie toll und wichtig doch Aspekte wie Qualität, Ausstattung und Markenwert für Deutschland und die Arbeitsplätze bei uns seien.

Input Winfried Kretschmann

Kretschmann legte dar, wie er als grüner Ministerpräsident auf die Automobilindustrie Einfluss nehmen möchte. Zum einen über ökologische Ordnungspolitik, z.B. über Grenzwerte. Grenzwerte müssen so sein, dass sie „stimulieren und nicht strangulieren“. Zur öffentlichen Reaktion, dass das Planwirtschaft sei, dazu sagte er nur: „krasser Blödsinn!“ Als eine weitere Aufgabe des Landes nannte er die universitäre Grundlagenforschung. Die anwendungsbezogene Forschung hingegen müsse in der Automobilindustrie stattfinden, da diese um Größenordnungen höhere Etats haben, als das Land an Forschungsmittel bereitstellen könne. Außerdem sollten wir als Industrieländer auf die Entwicklungsländer zeigen, da auch wir in unseren Ballungszentren große Verkehrsprobleme haben, wie an den täglichen Staus zu sehen sei.

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Samstag, 02. Juli 2011 | Autor:

Von Lukas Emele.

Zukunftskongress

Zukunftskongress

Ich sitze jetzt gerade in Berlin im Kosmos, dem größten Kino der DDR. Da es nun aber die DDR nicht mehr gibt, ist das Kino zu einem Kongresszentrum umgewandelt worden. Und hier findet nun also heute die Zukunftskonferenz ((Es ist eine Zukunftskonferenz und kein Zukunftskongress. Claudia und Cem betonen dies mehrfach. Mir ist hier allerdings nicht wirklich klar, was der Unterschied zwischen einem Kongress und einer Konferenz sein soll ;-) )) Antrieb Zukunft von Bündnis 90/Die Grünen in Berlin statt. Ich werde in den nächsten Stunden – wie angekündigt – hier im Blog und bei Twitter als @gruenernomade live berichten. Gerade eben hielten die beiden grünen Bundesvorsitzenden Claudia Roth und Cem Özdemir die Eröffnungsrede. Ziel der Konferenz ist laut Claudia, offen zu diskutieren, ohne den auf den Parteitagen üblichen Formalia wie Änderungsanträgen und Abstimmungen. Bin ja mal gespannt, ob der Tag heute wirklich ohne große Formalien über die Bühne geht.

Dienstag, 28. Juni 2011 | Autor:
Zukunftskongress

Zukunftskongress

Nachdem ich erst letztes Wochenende wegen dem grünen Sonderparteitag zum Thema Atomausstieg in Berlin war, werde ich nächstes Wochenende bereits wieder nach Berlin fahren. Dieses mal werde ich auf Einladung (und Kosten) von Bündnis 90/Die Grünen zum grünen Zukunftskongress mit dem schönen Titel Antrieb Zukunft fahren und über die Workshops und das ganze drum rum hier im Blog berichten.

Beim Zukunftskongress soll in insgesamt 14 Workshops zu den unterschiedlichsten Themen und einigen Keynote-Reden (von Personen, die mir allerdings alle nichts sagen) der Blick weg von der Tagespolitik gehen und (wie der Name schon verrät) zukünftige Politikfelder thematisch vorbereiten. Aber das Video erklärt den Sinn des Zukunftskongresses besser als ich ich das jetzt hier erklären kann.

Das Programm des Zukunftskongresses klingt schon mal sehr interessant. So interessant, dass ich mich noch gar nicht entschieden habe, welche Workshops ich besuchen werde. Aber ich habe auch noch nicht alle Thesenpapiere zu allen Workshops gelesen, aber bis Samstag ist ja auch noch ein bisschen Zeit.

Welche Workshops könnt ihr empfehlen?

Freitag, 18. März 2011 | Autor:

Was in den letzten Tagen in Japan passiert ist, das Erdbeben, der Tsunami und dann auch noch gleich mehrere außer Kontrolle geratene Kernkraftwerke, das ist so viel, dass ich gar nicht so richtig weißt, was ich darüber schreiben soll. Deswegen habe ich bisher auch noch nichts geschrieben. Und da in der Netzwelt mittlerweile so viel über die Katastrophe gebloggt und getwittert worden ist, erscheint es mit falsch, darüber noch mehr zu schreiben, als mein Mitgefühl mit den vielen Menschen auszudrücken, die Angehörige verloren haben, verletzt wurden oder ihr zu Hause verloren haben.

Aber auch wenn ich hier nicht weiter auf die Ereignisse der letzten Tage zurückblicken möchte, so möchte ich nach vorne blicken: Nämlich, wie soll es energiepolitisch bei uns in Deutschland weitergehen könnte. Angesichts von Fukushima sind in der Energiepolitik Korrekturen notwendig. Nein, die Kernenergie muss ganz neu überdacht werden. In der jetzt ausgebrochenen politischen Debatte geht es gerade wild durcheinander. Mehr oder weniger diffuse Forderungen kommen aus allen politischen Richtungen und man weiß nicht mehr, wer gerade wen mit der Forderung nach Stilllegungen von Kernkraftwerken oder dem endgültigen Ausstieg überholt. Aber wie gesagt, sehr viele Forderungen erscheinen mir ziemlich diffus und wenig durchdacht.
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Samstag, 23. Oktober 2010 | Autor:

Bündnis 90/Die Grünen haben zwei schöne Videos zur Energiepolitik veröffentlicht.

Das erste Video illustriert das Energiekonzept der grünen Bundestagsfraktion mit dem Ziel, die Stromversorgung bis 2030 und die gesamte Energieversorgung bis 2040 zu 100 % aus erneuerbaren Energien zu decken. Dieses Ziel wurde vor knapp zwei Jahren auf der BDK in Erfurt beschlossen. Besonders gut finde ich an dem Video, dass sich nicht – wie so oft beim Thema Energiepolitik  – der Schwerpunkt auf den Stromsektor gelegt wurde, sondern dass Wärme- und Verkehrssektor genauso stark berücksichtigt wird.

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Dienstag, 09. März 2010 | Autor:
Schnee @ Kassel

Schnee @ Kassel

Der gleiche Blick aus dem Fenster wie im November. Diesmal aber mehr weiß und weniger grün.

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Mittwoch, 27. Januar 2010 | Autor:

Ende Dezember waren wir ein paar Tage in Frankreich, dabei in Compiègne, einer mittelgroßen Stadt, etwa 80 Kilometer nördlich von Paris. Bevor wir dort hingefahren sind, hat eine Bekannte zu uns gesagt:

In Compiègne könnt ihr mit dem Bus einfach so fahren, ihr braucht nichts zu bezahlen.

Ich dachte, ich hätte mich verhört und konnte es im ersten Moment nicht glauben.

Aber dann in Compiègne angekommen zeigte es: es gab an den Bushaltestellen keine Fahrkartenautomaten und auch im Bus musste – und konnte – man kein Ticket kaufen. Und das auf allen elf Buslinien und an allen Tagen (außer sonntags). Wer genau für die Kosten für den Busverkehr weiß ich nicht, ich vermute aber mal, dass die Kosten aus der Stadt- und/oder der Staatskasse beglichen werden.

Die Grüne Jugend fordert einen kostenlosen ÖPNV bei uns. Bisher hielt ich das für eine Utopie, fern ab jeglicher realpolitischer Forderung. Aber dass es in Compiègne geht, lässt mich dann doch umdenken. So viel anders als Frankreich sind ist Deutschland auch nicht…