Im Jahr 2008 kam der Film Into the Wild in die deutschen Kinos. Viel wusste ich damals nicht über den Film, aber ich hatte mitbekommen, das der Film von einem jungen Mann, der sein letztes Geld vernichtet und sich dann auf einen Road Trip bis nach Alaska aufmacht. Ich war damals nicht in dem Film, aber ich hatte damals schon irgendwie erfahren, dass es zu diesem Film eine Buchvorlage gäbe. Da ich zuerst das Buch lesen wollte, bevor ich den Film sähe, bin ich damals also nicht ins Kino gegangen. Das Buch hatte ich immer mal wieder im Hinterkopf, aber es waren immer erst einmal andere Bücher in der Leseliste weiter vorne. Vor wenigen Wochen habe ich mir das Buch In die Wildnis dann endlich mal besorgt und gelesen.
Und ich war sehr positiv überrascht. Erwartet hatte ich einen Roman, der sich vage an eine reale Geschichte anlehnt. In Wirklichkeit ist das Buch aber eine sehr sorgfältig recherchierte Reportage, in der der Autor Jon Krakauer versucht, die letzten Jahre des Lebens von Chris McCandless zu rekonstruieren.
McCandless hatte sich nach dem Abschluss des Studiums auf eine Reise durch die ganze USA gemacht. Nachdem er eine Weile durch den zusammenhängenden Teil der USA gereist ist, macht er sich auf Allein nach Alaska (so auch der Untertitel des Buchs), wo er abgeschieden in der Wildnis am Stampede Trail leben möchte. Letztendlich wird er im Bus 142, einem ehemaligen Linienbus (oben auf dem Foto), der am Stampede Trail steht und dort als provisorische Unterkunft für Jäger*innen und Abenteuer*innen dient, tot aufgefunden. Diese Reise quer durch die USA und nach Alaska beschreibt Krakauer in dem Buch, allerdings nicht chronologisch, sondern er beginnt mit der letzten Begenung McCandless mit einem anderen Menschen in Alaska. Durch die nicht immer chronologische Abfolge, verbindet Krakauer geschickt einzelne Episoden der Reise und liefert so ein immer besseres Bild über McCandless.
Krakauer beschreibt in dem Buch nicht einfach nur McCandless‘ Reise, sondern er versucht auch die Beweggründe für McCandless‘ Handeln zu verstehen. Dazu lässt der Autor, der als Bergsteiger selbst extreme Touren erlebt hat, immer wieder autobiographische Passagen einfließen.
In der Gesamtschau ist In die Wildnis – trotz oder vielleicht auch gerade wegen McCandless‘ tragischem Ende – eines der interessantesten Bücher über Menschen auf Sinnsuche, die ich kenne.
Ergänzung: Bevor Krakauer das Buch schrieb, hat er bereits für die Ausgabe Januar 1993 der Zeitschrift Outside einen neunseitigen Artikel über McCandless geschrieben. Diesen Artikel gibt es online als PDF.
Ergänzung 2: Dem eingescannten PDF-Artikel bei Outside fehlt wohl eine Seite, aber beim Independent gibt es den Artikel auch – und er scheint dort vollständig zu sein.
Bild Bus142onStampedeTrail.jpg von Erikhalfacre auf Wikimedia Commons, lizensiert unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported (CC BY-SA 3.0)
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