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Bastelstunde: Fernauslöser in der Filmdose

Fernauslöser für digitale Canon-EOS-Spiegelreflexkameras [1]

Fernauslöser für digitale Canon-EOS-Spiegelreflexkameras

Ich fotographiere mit meiner Spiegelreflexkamera gerne nachts, habe aber selten ein Stativ dabei. Daher lege ich dann die Kamera oft auf eine Mauer oder was sich sonst gerade so anbietet zum Fotographieren ab. Problem dabei ist, dass das ganze dann doch schnell durch das Drücken des Auslösers verwackelt. Daher wollte ich dann irgendwann einen Fernauslöser haben. Zu Kaufen gibt es das ab etwa 15 Euro. Als ich aber nach ein bisschen Recherche herausfand, dass ein einfacher Fernauslöser aus nicht mehr als ein bisschen Kabel, einem Stecker und mehreren Tastern und/oder Schaltern besteht, war der Basteltrieb in mir geweckt.

Digitale Canon-EOS-Kameras (zumindest mal solche mit drei- oder vierstelligen Bezeichnungen wie z.B. meine EOS 600D) haben als Anschluss für einen Fernauslöser eine 2,5-mm-Klinkenbuchse. ((Die 2,5-mm-Stecker/Buchsen sind die kleinen „Geschwister“ der überall als Köpfhöreranschluss anzutreffenden 3,5-mm-Klinkenstecker-/buchsen.)) Wird an dem Klinkenstecker der mittlere Kontakt mit dem hinteren Kontakt verbunden, so stellt die Kamera scharf und wird der vordere Kontakt (also die Spitze) mit dem hinteren Kontakt verbunden löst die Kamera aus und nimmt ein Foto auf. Daraus ergibt sich dann eigentlich auch schon die komplette Schaltung eines Fernauslösung: Jeweils ein Taster verbindet den vorderen bzw. mittleren Kontakt des Klinkensteckers mit dem hinteren Kontakt. Wird noch ein zusätzlicher Kippschalter parallel zum Auslösetaster verbaut, so ergibt sich eine komfortable Möglichkeit für beliebig lange Langzeitaufnahmen [2], ohne den Auslöser gedrückt halten zu müssen.

Schaltplan [3]

Schaltplan

Ich hatte noch ein paar Filmdosen rumliegen. Also diese schwarzen Dinger, in denen früher zu Zeiten des analogen Fotografierens die 35-mm-Filme verpackt waren. So eine Filmdose ist per se schon rein äußerlich ein passendes Kamerazubehör und liegt außerdem noch ganz gut in der Hand. Daher habe ich mich entschlossen, eine Filmdose als Gehäuse für den Fernauslöser zu verwenden.

Benötigte Teile für den Fernauslöser (zusätzlich: isolierter Draht) [4]

Benötigte Teile für den Fernauslöser (zusätzlich: isolierter Draht)

Das benötigte Material besteht außer der Filmdose aus zwei Tastern, einem Kippschalter, einem etwa einem Meter langen Kabel, an das auf einer Seite bereits ein 2,5-mm-Klingenstecker angeschlossen ist, sowie ein bisschen isoliertem Draht. Insgesamt hat mich das Material knapp neun Euro gekostet. Die Kosten lassen sich bei sorgfältiger Auswahl jeweils der günstigsten Teile bestimmt nochmal auf fünf Euro oder vielleicht sogar noch weniger drücken. Aber mir ging es nicht hauptsächlich ums Geld sparen sondern vor allem ums selber machen. Bei Zugang zu ein bisschen Elektronikschrott sollten sich alle benötigten Teile finden lassen und so ein Fernauslöser auch komplett aus Recyclingteilen zusammenbauen lassen.

Beim Zusammenbauen habe ich mich unter anderem an folgendem Video orientiert, in dem neben dem Zusammenbau nochmal die Funktionsweise eines Fernauslösers erklärt und auch praktisch gezeigt wird.

Ein bisschen bin ich allerdings vom Video abgewichen. Der Zusammenbau lief dann bei mir konkret wie folgt ab:

  1. Drei genügend große Löcher in den Boden der Filmdose bohren, jeweils eins für die beiden Taster und eines für den Kippschalter.
  2. Ein weiteres Loch in den Deckel der Filmdose bohren und durch dieses das Anschlusskabel (an dem bereits der Klinkenstecker ist) stecken. Als einfache Zugentlastung [5] habe ich noch einen einfachen Überhandknoten [6] in das Kabel gebunden.
  3. An jeweils die Kontakte von Tastern und den Kippschalter ca. 8 bis 10 cm lange isolierte Drahtstücke anlöten.
  4. Die Taster und den Kippschalter in die Löcher in der Filmdose einschrauben. Die Drähte sollten jetzt noch aus der Öffnung der Filmdose herausschauen.
  5. Die von den Tastern/Kippschalter kommenden Drähte werden mit den Adern des Kabels entsprechend der elektrischen Verbindungen im gezeigten Schaltplan zusammengelötet.
  6. Damit keine Kurzschlüsse entstehen können ((Die aber auch nicht wirklich gefährlich wären, sondern höchstens ein unerwünschtes auslösen der Kamera hervorrufen würden)) habe ich Lötverbindungen dann noch mit Isolierband umwickelt. ((Noch besser wäre natürlich Schrumpfschlauch [7], hatte ich aber keinen da.))
  7. Die ganzen Drähte vorsichtig in die Dose stopfen und die Dose mit dem Deckel verschließen (durch den ja das Anschlusskabel läuft).
  8. An die Kamera anschließen und ausprobieren. Bei mir hat auf Anhieb alles funktioniert.

Leider habe ich keine Fotos von den einzelnen Schritten gemacht. Aber fertig sieht das Ganze bei mir so aus: Der grüne Taster aktiviert den Fokus, der rote Knopf und ebenso der Kippschalter aktivieren den Auslöser.

Seitenansicht [8]

Seitenansicht

Tipp zum Abschluss: Manche, aber nicht alle Filmdosen haben einen relativ stark gewölbten Boden, diese sind eher ungeeignet, da das Einschrauben der Taster sonst schwierig bis unmöglich wird. Wer (im Gegensatz zu mir) gleich darauf achtet eine Dose mit möglichst planem Boden zu erwischen erspart sich unnötige Arbeit…