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Mittwoch, 29. Januar 2014 | Autor:

Niederjochferner von Kogo auf Wikimedia Commons unter GFDL

Auf dem Flohmarkt habe ich das Buch Der Gletschermann von Erich Ballinger entdeckt. Das Buch spielt in der Kupfersteinzeit und lehnt sich lose an das an, was man über die Gletschermumie Ötzi weiß, die im September 1991 und damit wenige Monate vor Erscheinen des Buches in einem Gletscher in den Ötzaler Alpen gefunden wurde.

offenes_buch

Bal-Bes, ein Einzelgänger und seit langem auf der Flucht, glaubt, bei den Tau-Tau Anschluss gefunden zu haben und nun endlich an einem festen Ort bleiben zu können. Doch dann wird Muir, die uralte weise Zauberin ermordet. (Daher passend der Untertitel des Buches Ein Krimi aus der Steinzeit.) Da Bal-Bes befürchtet, dieses Mordes beschuldigt zu werden, flieht er und versucht, über das Gebirge in das Land der hohen Sonne zu gelanden. Dabei flieht er immer weiter hinauf in die Gletscherwelt der Berge, den Verfolgern immer nur so weit voraus, dass diese meist in Sichtweite bleiben. Wie dieser Fluchtversuch endet, möchte ich an dieser Stelle nicht verraten.

Die Flucht, die einen Zeitraum von einigen Stunden umfasst, bildet den Hauptteil des Buches, dem entsprechend intensiv und spannend ist sie beschrieben. Nicht nur das Denken und Handeln der Protagonisten des Buchs sondern das Buch selbst ist durch und durch von animistische Denkweise geprägt. Besonders eindrücklich dabei finde ich Schilderung der Gletscherwelt, die als beseeltes Wesen namens Os dargestellt wird.

Das Buch wird von einem 18 Seiten langen Anhang abgerundet, in dem wichtige in dem Buch vorkommenden Begriffe (wie z. B. Schneeschuhe) in kurzen Texten und teilweise mit Skizzen erläutert werden. Damit – wie auch in der einfach gehaltenen Sprache – zeigt sich, dass das Buch eigentlich für Jugendliche geschrieben wurde. Aber auch wenn ich mich so langsam nicht mehr als Jugendlicher bezeichne, so habe ich das Buch gerne gelesen.

An vielen Stellen gibt es in dem Buch mehr oder weniger direkte Andeutungen an und Parallelen zu Ötzi. Seit dem Erscheinen des Buches sind über zwanzig Jahre vergangen und über Ötzi wurde in der Zwischenzeit sehr viel herausgefunden. Daher stimmt das Buch an manchen Stellen nicht mehr mit dem aktuellen Stand der Forschung und Wissenschaft zu Ötzis Leben und Sterben überein. Aber ich finde, das macht in diesem Fall nichts, denn handelt es sich hier um kein Fachbuch, sondern vielmehr um einen spannenden fiktionalen Roman.

Foto: Niederjochferner von Kogo bei Wikimedia Commons unter GNU Free Documentation License, version 1.2