Donnerstag, 23. April 2009 | Autor: | Artikel ausdrucken

Heute war in Karlsruhe die Hauptversammlung der EnBW Energie Baden-Württemberg AG oder kurz einfach EnBW. Wie bereits im letzten Jahr hat sich die Grüne Jugend sowohl außerhalb als auch innerhalb des Versammlungsgebäudes kritisch mit der Firmenpolitik der EnBW auseinandergesetzt.

Grüne Jugend Karlsruhe mit Kohlepyramide

Grüne Jugend Karlsruhe mit Kohlepyramide

Vor dem Versammlungsgebäude hat die GJ-Ortsgruppe Karlsruhe mit ihrer Kohlepyramide gegen den Neubau des mit Steinkohle befeuerten Block 8 im Rheinhafen-Dampfkraftwerk Karlsruhe (RDK8) protestiert.

Dinosaurier der Klima-Allianz

Dinosaurier der Klima-Allianz

Ebenfalls gegen die Kohlekraft protestierte die klima-allianz, die ein lebendes Fossil dabei hatte und CO2 in Form von schwarzen Luftballons aufsteigen lies.

Greenpeace mit Atommüll

Greenpeace mit Atommüll

Gelbe Atommüllfässer hatte Greenpeace aufgestellt um auf das Atommüllproblem in der Asse aufmerksam zu machen. Zusätzlich hatte Greenpeace auch noch ein Flugblatt ((Achtung, das PDF ist 3,6 MB groß!)) verteilt, das vom Design her den offiziellen Unterlagen der Hauptversammlung täuschend ähnlich sahen.

Ich selbst bin zusammen mit Agnieszka Malczak und Michael Joukov vom Landesvorstand der Grünen Jugend Baden-Württemberg in die Hauptversammlung gegangen. Unser Ziel war es, durch Redebeiträge auf einige Missstände, insbesondere des Festhaltens an der Kohle- und Atomenergie, hinzuweisen und kritische Nachfragen zu stellen.

Unser erster Redner war Aktionär Joukov. Er legte seinen Schwerpunkt auf das Verhältnis von EnBW einerseits und den Kommunen andererseits. Aber er hat sich auch zum Greenwashing der EnBW geäußert:

Allerdings ist keine grüne Farbe stark genug, als dass das Kohleschwarz und das Atomgelb der EnBW nicht darunter durchschiene.

Sehr schade war, dass sehr viele Aktionär*innen den Saal verließen, kaum da sich Michael als Mitglied der Grünen Jugend geoutet hatte.

Kurz darauf folgte Aktionär Emele. Ich nahm Bezug auf die aktuell erschienene Studie des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung:

Letzte Woche hat das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung eine Studie veröffentlicht, nach der im Jahre 2007 der regenerativ erzeugte Stromanteil der EnBW bei 11,4 Prozent lag. Für jemanden, die oder der diese Zahl liest, und sich nicht auskennt, mag sich diese Zahl vielleicht groß anhören. Aber zum Vergleich: 2007 lag die Quote nach Erneuerbaren-Energien-Gesetz bei 15,7 Prozent. Und es kommt noch schlimmer: von den 11,4 Prozent ist der überwiegende Anteil – nämlich genau 11,3 Prozentpunkte – den seit Jahrzehnten abgeschriebenen Wasserkraftwerken zuzuschreiben. Betrachten wir nur die „neuen“ regenerativen Anlagen, so bleibt ein verschwindend kleiner Rest: 0,1 Prozent! Das ist zwar nicht nichts, aber auch nicht viel mehr als nichts! Der Bundesdurchschnitt für Erneuerbare Energien ohne Wasserkraft lag 2007 bei 10,8 Prozent, das sind 100 mal so viel wie die 0,1 Prozent!

Diese 0,1 Prozent waren eines der beherrschenden Themen der Hauptversammlung. Diese Zahl kam in fast jeder Rede vor, zumindest den Reden von an ökologisch orientierten Aktionär*innen, egal ob diese der Grünen Jugend, der BI saubere Energie gegen das geplante Kohlekraftwerk Dörpen, Greenpeace oder von einer sonstigen Organisation.

Außerdem kritisierte ich die Investitionspolitik der EnBW:

Laut Geschäftsbericht investierte die EnBW 97 Millionen Euro in Windkraft. Daneben aber auch fast 127 Millionen für Verwaltungsgebäude in Stuttgart, Heilbronn und Biberach. Ist das nicht ein etwas schief geratenes Verhältnis zwischen Investitionen in die Zukunft und Investitionen in die Bürokratie?

LED-Taschenlampe mit Solarzelle

LED-Taschenlampe mit Solarzelle

Bei der Hauptversammlung wurden LED-Taschenlampen mit eingebauten Solarzellen verteilt. Dieses musste ich einfach noch spontan in meine Rede einbauen:

Ich hoffe doch mal sehr, dass die kleinen Solarzellen in den heute verzeilten LED-Taschenlampen nicht das einzige ist, was die EnBW an Photovoltaik zu bieten hat.

(Wer meine komplette Rede lesen will, hier gibt es sie als PDF.)

Den Abschluss und Höhepunkt der Reden der Grünen Jugend setzte Aktionärin Malczak. Sie verglich das Gebahren der EnBW mit dem eines kleinen Kindes:

Wenn ich mir die Geschäftspolitik der EnBW anschau, dann kommt sie mir manchmal vor, als ob ein kleines Kind agiert. Ein kleines Kind, das nicht fähig ist, über seinen Horizont zu schauen, in größeren Zeiträumen zu denken.

Agnieszka ging auch explizit auf die Unhöflichkeit ein, dass bei Michaels Rede sehr viele Aktionär*innen den Saal verließen:

Ich rate Ihnen, den Vorstand nicht zu entlasten. Entlasten Sie ihn erst, wenn er vom kleinen Kind zum Erwachsenen wird. Dann kommt vielleicht auch nicht mehr die Grüne Jugend zu Ihren Versammlungen und dann müssen Sie auch nicht kollektiv aufstehen, wenn das Wort „Grüne Jugend“ fällt, um zu demonstrieren, dass Ihnen die Belange der jungen Generation egal sind.

Interessant waren einige Fakten, die der Vorstand der EnBW als Antworten auf die vielen Fragen geben musste:

  • Die Stilllegung und der Rückbau des Kernkraftwerk Obrigheim kostete die EnBW 500 MilliardenMillionen Euro.
  • Derzeit ist die EnBW (direkt oder indirekt) an 50 Windrädern mit einer Gesamtleistung von gerade einmal 80 Megawatt beteiligt. (Zum Vergleich: Die Gesamtleistung aller AKWs der EnBW beträgt 4.000 Megawatt.)
  • Bei der Photovoltaik sieht es noch grauenvoller aus: Hier besitzt die EnBW (direkt oder indirekt) 30 Anlagen mit einer Spitzenleistung von 300 Kilowatt. (Zum Vergleich: Die relativ kleine Firma solarcomplex verfügt über etwa acht Megawatt (= 8.000 Kilowatt).)

Von der Hauptversammlung habe ich übrigens auch ein bisschen unter dem Hashtag #EnBW getwittert.

Ich habe bei Flickr einige Bilder eingestellt: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11

Die Bürger*inneninitiative hat einige Fotos von heute zu einem kleinen Video verarbeitet:

Ergänzung 28.04.2009: Mittlerweile sind auch die Abstimmungsergebnisse der Hauptversammlung online: Zustimmung von 99,99 Prozent zu allen Anträgen des Vorstands und Ablehnung des Sonderprüfungantrags von Matthias Gaebler. Von solchen Ergebnissen hätten selbst die Volksrepubliken im ehemaligen Ostblock geträumt!

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4 Kommentare

  1. 1
    Matthias 

    Hallo,

    ich glaube, es sind 500 Millionen und nicht 500 Milliarden.

    Mit grünen Grüßen

    Matthias

  2. 2
    Lukas 

    matthias,
    du hast natürlich recht, es müssten 500 millionen sein.
    habs korrigiert, danke!

  3. Danke für den Post!
    Bleibt zu hoffen, dass irgendwann alle Fossilen- und Kernkraftwerke abgestellt werden und wir unseren Strom aus umweltfreundlichen Resourcen bekommen!

  4. 4
    Marcus 

    Gut dass die Franzosen und Japaner nun auch wach werden. Die ersten Nachrichten dass in beiden Ländern nun auch AKWs stillgelegt werden sind sehr sehr positiv !

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